Immer mehr Lebensmittel enthalten den Zuckeraustauschstoff Xylit, Rezepte mit Birkenzucker füllen die Foodblogs. Für wen eignet sich das süße Pulver?
Im Jahr 1890 entdeckten die Chemiker Emil Fischer und Rudolf Stahel Xylit, auch Xylitol genannt, und veröffentlichten ihre Erkenntnisse über den Zuckeralkohol im darauffolgenden Jahr. Fischer erhielt 1902 für seine Forschung über Zucker- und Purinsynthesen den Nobelpreis für Chemie. Heute kann man den weißen Süßstoff Xylit auch unter dem Namen Birkenzucker kaufen. Als Zusatzstoff E 967 ist er in fertigen Lebensmitteln gekennzeichnet. In unserem Körper, besonders in der Leber, kommt Xylit als Zwischenprodukt im Kohlenhydratstoffwechsel vor. In geringen Mengen ist der Stoff auch in verschiedenen Pflanzen enthalten. 5 Fakten über den Zuckeraustauschstoff:
1. Natürlich? So wird Xylit hergestellt
Der Begriff Birkenzucker lässt vermuten, der Stoff sei natürlich und stamme immer aus Birken. Das ist aber nicht der Fall. Auch wenn er in kleinen Mengen in einigen Pflanzen natürlich vorkommt, so wird er zum Verkauf aufwendig hergestellt. Ausgangsbasis dafür sind Xylane, die aus Birken und anderen Hölzern, Maiskolbenresten, Stroh und Getreidekleie gewonnen werden. Auch Rückstände aus der Zuckergewinnung können genutzt werden. Mit verschiedenen Verfahren unter hohen Temperaturen, bei denen Schwefelsäure oder Natronlauge zum Einsatz kommen können, entsteht aus den Xylanen zunächst Xylose und und in einem weiteren Schritt daraus wiederum Xylit. Die Produktion ist also aufwendig und entsprechend kostspielig, was die im Vergleich zu Haushaltszucker hohen Preise von Birkenzucker erklärt.
2. Mögliche Nebenwirkungen: Blähungen und Durchfall
Einige Verbraucher berichten, dass der Verzehr von Birkenzucker bei ihnen zu Bauchgrummeln oder sogar Durchfall führt. Enthalten Lebensmittel mehr als zehn Prozent Xylit, müssen sie den Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ tragen. Die Verbraucherzentrale Bayern rät, nicht mehr als 30 bis 50 Gramm am Tag zu konsumieren. Birkenzuckerfans empfehlen, nicht von einem Tag auf den anderen Zucker komplett durch Birkenzucker zu ersetzen, sondern die Menge nach und nach zu erhöhen. Dadurch solle es gar nicht erst zu Darmproblemen kommen.
3. Weniger Kalorien und für Diabetiker geeignet
Birkenzucker ist ähnlich süß wie Haushaltszucker und schmeckt auch fast genauso. Man kann Zucker in Rezepten also von der Menge 1:1 durch Xylit ersetzen. Dabei enthält Xylit 40 Prozent weniger Kalorien: 240 Kalorien pro 100 Gramm.
Da Birkenzucker die Insulinausschüttung beim Menschen nicht wie Zucker in die Höhe treibt, eignet er sich auch für Diabetiker:innen.
4. Birkenzucker schützt vor Karies
Studien in Finnland zeigten schon in den 70er Jahren, dass Xylit Plaque reduziert. In einer der sogenannten Kaugummistudien konnten bei Testpersonen frühe Stadien von Karies sogar wieder rückgängig gemacht werden, es kam zu einer Remineralisierung an den betroffenen Stellen. Der Hinweis „Der Verzehr von Lebensmitteln/Getränken, die anstelle von Zucker Xylit enthalten, trägt zur Erhaltung der Zahnmineralisierung bei.“ ist deshalb als gesundheitsbezogene Angabe auf Lebensmitteln erlaubt. Wer die antikariogene Wirkung nutzen will, kann außerdem auf Kaugummis und Zahnpasta mit Xylit zurückgreifen oder nach dem Zähneputzen einen Teelöffel des weißen Pulvers im Mund auflösen lassen und damit spülen. Und: Mütter, die regelmäßig Kaugummis mit Xylit kauen, senken dadurch sogar das Kariesrisiko ihrer Kinder.
5. Gefährlich für Haustiere
Ein Leckerli mit Birkenzucker? Auf keinen Fall! Anders als beim Menschen produziert der Körper von einigen Tierarten nach der Aufnahme von Xylit Insulin – und zwar so, dass der Blutzuckerspiegel lebensbedrohlich stark absinken kann. Bekannt ist diese Gefahr bei Hunden, Rindern, Ziegen und Kaninchen. Weitere mögliche Wirkungen von Xylit bei Hunden sind Leberschäden und Blutgerinnungsstörungen. Katzen hingegen vertragen Birkenzucker gut.
Dieser Artikel erschien 2017 zuerst bei so-gesund.com.