Wir sind gerade wieder mit Bulli und Zelt unterwegs in Schweden. Traumhafte Sonnenuntergänge, klare Badeseen, riesige Wälder – aber auch Dauerregen, nächtliches Frieren und dreckige Duschen. Warum Campen so richtig nerven kann.
Wenige „echte“ Camper
Man kann sich darüber streiten, was echte Camper sind. Aber Leute mit Zelten oder kleinen Bussen sind immer häufiger in der Unterzahl. Dafür begegnen wir oft riesigen Wohnmobilen, die wir auch Raumschiffe nennen. Nach dem Einparken richten sie in der Regel als erstes die Satellitenschüssel aus, bevor die Außerirdischen aussteigen und sich umschauen.
Neid
Wahrscheinlich sind wir auch einfach nur neidisch auf Leute mit besseren Wohnmobilen, denn wir stehen uns im Bulli andauernd auf den Füßen, suchen irgendwas und stoßen uns den Kopf.
Spätabendliches Gruseln auf dem Weg zum Klo
Der Weg zu den Toiletten kann je nach Campingplatz und Stellplatz ein paar Minuten Fußweg entfernt sein. Wenn die Wege dann noch schlecht beleuchtet sind, kann das abends im Dunkeln ganz schön gruselig werden. Vor ein paar Jahren war ein Platz in Dänemark nachts komplett unbeleuchtet. Der Weg führte vorbei an einem hohen, dreistöckigen Klettergerüst, das man mit der Taschenlampe erst kurz vorher erkennen konnte und das in der Dunkelheit wirkte wie ein riesiges Monster. Die Türen zu den Toiletten quietschen, und das Licht ging plötzlich von allein wieder aus. Manchmal muss man auf dem Klo wild mit den Armen wedeln, um den Bewegungsmelder erneut zu aktivieren.
Schlüsselkarten für Toiletten und Duschen
Apropos Wege zum Klo: Die weiten Wege zu den Servicegebäuden sind für kleine Kinder oft grenzwertig. Aber wirklich unpraktisch wird es, wenn man zum Öffnen der Türen von Toiletten und Duschen extra Schlüsselkarten braucht. Zu viert oder fünft bekommen wir meistens nur ein oder zwei Karten. Da muss man sich gut abstimmen. Vergisst man die Karte, muss man nochmal zurück laufen. Kleinere Kinder, die endlich in dem Alter sind, wo sie es eigentlich allein zum Klo schaffen könnten, haben jetzt eine Hürde mehr – und sie verlieren solche Karten auch gern.
Duschen: drei Minuten unter einem Rinnsal stehen
Auf vielen Campingplätzen plätschert es nur sehr sanft aus den Duschköpfen. Oft hängt die Brause unbeweglich weit oben unter der Decke. In drei oder vier Minuten mit solch einem Rinnsal Schaum aus den Haaren zu bekommen oder insgesamt sauber zu werden, ist schwierig. Nach dieser Zeit muss man aber meist schon die nächste Münze einwerfen oder es wird erneut Geld von der Schlüsselkarte abgebucht.
Dreckige Füße
Bei den Duschen kommt auch schon das nächste Problem: Saubere Füße sind fast ein Ding der Unmöglichkeit beim Campen. Menschen kommen mit ihren Plastikclogs in die Duschen und bringen eine Menge Matsch mit rein.
Zelt aufbauen bei Regen
Nur Zelt abbauen bei Regen ist noch blöder. Eine matschige Plane zusammenlegen schockt einfach nicht. Und ein nasses Zelt lagern ist auch keine tolle Idee.
Überhaupt Dauerregen
Irgendwann fühlt sich alles nur noch nass und klamm und kalt an. Wer wie wir nur wenig Platz im Bulli hat, braucht Campingplätze mit Gemeinschaftsräumen, um nicht durchzudrehen.
Immer auf der Suche nach Schatten
Wenn es nicht dauerregnet, sind wir meistens auf der Flucht vor zu viel Sonne und suchen immer schöne Campingplätze aus mit vielen Bäumen und Schatten. Der Bulli heizt sich in der Sonne leider furchtbar auf, und nach mehreren Stunden Sonne hilft auch keine Sonnencreme mehr weiter.
Frieren
Sind Sonne und Regen kein Problem mehr, kommt das nächtliche Frieren. Ohne Wärmflasche fahre ich gar nicht erst los. In diesem Jahr habe ich unterwegs noch ein paar dicke Socken, einen Pulli und einen besseren Schlafsack gekauft. Aber im Schlafsack schlafen muss man auch gut können. Ich kann es jedenfalls nicht.
Mücken
Die Kinder sind trotz Antimückenmittels regelmäßig zerstochen. Schwedische Mücken sind respektlos und setzen sich gern auf die Düfte, die wir als Schutz gegen sie benutzen.
Luftmatratzen aufpusten
Die Multivanbank war uns von Anfang an zu ungemütlich, also pusten wir bei jedem Umbau unsere Luftmatratzen auf. Inzwischen haben wir sogar noch so einen weichen Topper, um keine Rückenschmerzen zu bekommen. Dadurch dauert es aber auch länger, das Bett fertig zu machen.
Für jedes Mal einkaufen erstmal den Bus umbauen
Das Problem haben Leute, die im Zelt schlafen oder einen Wohnwagen besitzen, nicht: Wenn es fußläufig keine Einkaufsmöglichkeit gibt, müssen wir umbauen. Das heißt, wir müssen genauer planen, wann und wo wir unterwegs wie viel Nahrungsnachschub besorgen.
Abwaschen
Alles, was man dreckig macht, muss man auch mit der Hand wieder sauber machen.
Umweltfreundlich? Naja.
Camping klingt nach Naturverbundenheit und frischer Luft. Es gibt inzwischen viele Plätze, die sich wirklich darum bemühen, möglichst naturnah und umweltfreundlich zu sein. Aber egal, wie viel wir unseren Müll beim Campen trennen und wie viele Solaranlagen auf den Servicegebäuden stehen: Am Ende fahren wir mit einem 20 Jahre alten Diesel zum Platz. Müllfrei campen ist leider auch nicht einfach oder überhaupt möglich (wir haben es versucht).
Der Musikgeschmack der anderen Camper
Schlager klingen in jedem Land scheiße.
Warum wir trotzdem weiter campen gehen, erfahrt ihr demnächst in einem weiteren Artikel. Hier findet ihr eine Liste mit 16 Dingen, die man beim Campen wirklich braucht als Hilfe beim Packen.
Foto: Angelika Rusche-Göllnitz