Mit schnellen Flügelschlägen vorwärts, rückwärts und seitwärts fliegen ist das Markenzeichen von Kolibris. Der dafür nötige erhöhte Zuckerstoffwechsel ist wahrscheinlich durch ein fehlendes Gen möglich geworden.
Im Schwebeflug können die kleinen Vögel in der Luft stehen bleiben und mit ihren langen, dünnen Schnäbeln geschickt an ihre Nahrung, den Blütennektar, gelangen. Bis zu 80 mal pro Sekunde schlagen sie ihre Flügel. Für das menschliche Auge ist das nur als unscharfes Schwirren zu sehen, erst in Zeitlupenaufnahmen werden die einzelnen Flügelschläge sichtbar.
Energieaufwändigste Fortbewegungsart im Tierreich
So ist es nicht verwunderlich, dass die in Nord- und Südamerika lebenden Kolibris für das Fliegen mehr Energie aufwenden müssen als alle anderen Tiere für ihre Fortbewegungsarten. Dafür haben sie die höchste Stoffwechselrate aller Wirbeltiere und können Fruchtzucker aus Nektar besser nutzen.
Ein fehlendes Gen erhöht den Zuckerstoffwechsel
Forschende unter anderem aus Frankfurt und Dresden haben herausgefunden, wodurch diese Anpassungen wahrscheinlich möglich wurden. In ihrer im Januar 2023 im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten Studie zeigten sie, dass Kolibris das Gen für ein bestimmtes Muskelenzym fehlt. Wird dieses Gen bei anderen Vogelarten ausgeschaltet, erhöht sich bei ihnen der Zuckerstoffwechsel. Außerdem steigt die Anzahl und Aktivität von Mitochondrien, die als Kraftwerke von Zellen wichtig für die Energiegewinnung sind. Offenbar ging das Gen schon vor etwa 48 bis 30 Millionen Jahren beim gemeinsamen Vorfahren aller Kolibris verloren, als sich auch der typische Schwebeflug und die Spezialisierung auf Nektar entwickelten.
Foto: Zdeněk Macháček / Unsplash
Diesen Text habe ich Anfang 2023 für das Hagenbeck Magazin geschrieben, wo er zuerst veröffentlicht wurde.
